Best of BIO 2010 – Dessertweine

 

 

 

 

Dessertweine bieten komplexe Aromen, zauberhafte Frische, betörende Noten und vor allem Trinkspass. Hier ein paar Empfehlungen:

Keltenwein

Österreich
Met – Cernunnos
„Starr in dieses Dunkel spähend stand ich lange – nicht verstehend.“
Nichts trifft die Verblüffung und das Staunen besser, als diese Zeilen aus Edgar Allan Poes Gedicht „Der Rabe“. Der Wein kommt tiefdunkel ins Glas, bernsteinfarben an der Oberfläche schimmernd. Beim flüchtigen Blick hinein wird man auf der Stelle von den aufströmenden Aromen erfasst, die sich wie unsichtbare Nebelschwaden aus dem Glas zu bewegen scheinen. Der erste Eindruck eröffnet völlig neue Dimensionen und irgend etwas in dir will sich bereitmachen – für den Kampf gegen den Drachen. Das ist ein emotionaler Wein, kaum durch Worte zu beschreiben. Am ehesten trifft es vielleicht intensiver Wald-, vor allem Nadelwald-Honig, aber auch Rumtopf, dunkle Schokolade und Zwetschken. Dörrobst und getrocknete Feigen. Am Gaumen macht der Wein Druck bis zur Grenze des Erträglichen. Ich habe schon viele Honigweine probiert – dieser ist einzigartig.

 

Fattoria La Vialla
Italien, Toskana
Vin Santo DOC 2006

123 Hektar biodynamischer Weinbau sind schon ein ziemliches Machtwort aus der Toskana. Die Fattoria La Vialla produziert neben Wein auch Gemüse und Käse, das Weinangebot ist vielfältig. Ausgezeichnet wurde der Vin Santo DOC 2006 – und das zu recht. Im Glas präsentiert sich der Wein im dunklen Bernsteinmantel mit strahlenden orangen Reflexen. Die Schlieren laufen fast endlos am Glasrand herunter. Überhaupt macht der Wein einen Eindruck, in sich zu ruhen und ein tiefes Geheimnis zu hüten. Zur Nase geführt, gibt er einen Teil des Geheimnisses preis. Beinahe explosiv werden Aromen von Honig, Rosinen, geriebenen Nüssen und Orangenlikör ans Gehirn übertragen. Das limbische System übernimmt das Kommando und versetzt uns in Lichtgeschwindigkeit in Omas Küche, wo gerade die Weihnachtskeks gebacken werden. Zwischendurch meldet sich kurz die Vernunft – 16,5 % Alkohol! Pass auf!
Es gibt Weine, da sollte man auch auf das hören, was Bauch und Gaumen zu sagen haben. Tut mir leid, Hausverstand – es ist eh nur eine kleine Flasche

 

Società Agricola Monte Tabor
Italien, Valpolicella
Recioto della Valpolicella DOC

Ein süsser Rotwein aus Italien bedarf vielleicht einiger Worte, bevor wir uns seinem Geschmack zuwenden. Recioto della Valpolicella ist ein Strohwein, für den die Beeren erst einmal für 4 Monate auf Strohmatten trocknen müssen. Die Rebsorten Molinara, Rondinella und Corvina sind Rotweintrauben. In diesen 120 Tagen nimmt der Most in den Trauben die Farbe der Schalen auf. Daraus entstehen Weine von hoher Konzentration, deutlicher Restsüsse und einem intensiv süsslich-würzigen Aroma nach Zimt, Nelken, Pflaumen und Kardamon. Genau wie dieser edle Tropfen hier.

 

Josef V. Farthofer
Österreich, Mostviertel
MOSTELLO – Obstdessertwein aus Birnen

Der Mostello ist eine Innovation, die ganz tief in einer Tradition wurzelt. In Frankreich gibt es die Mistellas, das sind Traubenmoste, die in sehr frühem Stadium der Gärung am Weitergären gehindert werden, indem die Hefen in Schnaps ersäuft werden. Von diesen Tropfen inspiriert, hat sich Josef V. Farthofer aus Aschbach daran gemacht, die Produkte seiner Region, also Mostbirnen, entsprechend zu verarbeiten und außerdem am Fine-Tuning zu arbeiten. So wird der Mostello zum Mostello, indem gärender Birnenmost mit Birnendestillat aufgspritet wird. Anschließend kommt das Getränk in Barriquefässer, um zu Ruhe und Harmonie zu finden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Hocharomatisch, kristallklare Birnenfrucht, leicht derb-pelzig (wegen der Mostbirnen), gleichzeitig aber rund und harmonisch (aufgrund des verbliebenen Restzuckers). Eine kulinarische Bereicherung, diese Erfindung. Rustikale Mostbirnenaromatik, nobler Landadel, Honigtöne, rau-pelziger Abgang. Grandios.

 

Weingut Ollinger-Gelz
Deutschland, Mosel
Sehndorfer Marienberg Solaris Beerenauslese 2009

Hier sind zwei oder drei Worte der Weinbeschreibung voranzustellen. Erstens ist Solaris nicht gerade eine Rebsorte, die jedem Weingenießer geläufig ist, zweitens ist es nicht das, was man sich gemeinhin unter Wein von der Mosel vorstellt. Aber erstens könnten Rebsorten wie Solaris eine mögliche Zukunft des Bioweinbaus darstellen, und zweitens ist der Wein so was von gut, dass Herkunftstypizität locker hinten anstehen kann. Solaris ist eine neu gezüchtete, so genannte Pilzwiderstandsfähige Rebsorte, wird sehr früh reif und garantiert hohe Zuckergrade. Die Beerenauslese ist intensiv goldgelb, weist deutliche Schlieren auf und präsentiert sich hocharomatisch. Feine Honiganklänge finden wir ebenso wie kompakte Zitrusfrucht. Am Gaumen schmelzig und voluminös. Im Finish erkennen wir zart muskatige Noten. Gut 100 g Restzucker geben dem Wein ein stattliches Erscheinungsbild, was auch der Alkohol von 13 % gut widerspiegelt. Erfreuliche Abwechslung von der Mosel.

 

Geyerhof
Österreich, Kremstal
Weisser Burgunder Ried Zasen 2009

Intensives, dunkles Strohgelb, das bereits am oberen Ende kratzt und seine Fühler ins Goldgelbe streckt. Deutliche, ästhetisch anmutende und vor allem vielversprechende Schlieren am Glas, eng und langsam abfließend. Bei den Aromen mischen sich die klar erkennbaren zartbitteren Botrytis-Noten mit hochreifem exotischen Fruchtkorb und dezentem Honigduft. Am Gaumen dann das, was wir von einem großen Süsswein erwarten. Fein ziselierte Säure, die den Restzucker nicht in die Schranken weist, sondern ihm eine entsprechende Bühne bietet. Unglaublich lange bleibt der Eindruck dieses Weissburgunders am Gaumen haften und hinterlässt ein wohlig-angenehmes Mundgefühl.

 

Lesehof Stagård
Österreich, Kremstal
Braunsdorfer Riesling Beerenauslese 2009 Große Lage

Süssweine zeigen ihre Klasse dann, wenn die Süsse, deretwegen wir diese Weine so gerne trinken, von einer markanten Säure getragen wird, so dass eben diese Süsse am Gaumen nicht pampig oder gar klebrig wirkt, sondern verspielt um unsere Zungenspitze tänzelt. Genau das vermag der Braunsdorfer in hohem Maße. Wenn dann noch exotische Noten nach Maracuja, Kaktusfeigen und reifen Orangen, zart umspielt von einer dezenten Honignote dazukommen, sind wir der Süssweinperfektion schon recht nahe. Unsere Verkostungsflasche war jedenfalls beim Aufräumen leer. So macht Süsswein Spass.

 

Weingut Sepp Moser
Österreich, Rohrendorf & Apetlon
Pinot Blanc Beerenauslese 2009

Sattes, intensives Goldgelb, deutliche Schlieren und funkelnde helle Lichtreflexe. Ein zauberhaftes Bild. In der Nase dann ein enorm ausdrucksstarkes Aroma nach Weinbergpfirsich, Mirabellen und Blütenhonig. Am Gaumen präsentiert sich die Beerenauslese opulent und gleichzeitig elegant, mit exotischem Fruchtschmelz. Die Säure passt perfekt zur ausgeprägten Süsse. Das Finish ist unglaublich lange und vor allem geprägt von einem zarten Touch Walnuss.
Ein gelungener Dessertwein und klares Machtwort zum Thema Qualität aus dem Kremstal.

 

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