Deutz & das Salzacher Würstel

 

 

 

 

 

In der Ausbildung (zum Sommelier) predigen wir, dass bei der Kombination von Wein und Speisen (auch) eine ähnliche Wertigkeit von Gericht und Getränk zu beachten ist.Champagner und Würstel? Warum nicht? Das ist geradezu aufgelegt, wenn es sich dabei um eines der besten Würstel handelt, das hierzulande auf den Teller kommt. Die Verkostung von Champagne Deutz findet in der Geheimen Spezerey von Felleis & Knittelfelder statt. Der Hörsaal unseres Gastrosophie-Studiums liegt genau gegenüber. Das Lokal erfüllt  im Moment also zweimal im Monat meine Cafeteria- und Mensa-Funktion. Außerdem habe ich in einer früheren Ausgabe von slow über das Weideschwein-Projekt der beiden geschrieben. Die „Salzacher“ waren trotzdem völlig neu für mich. Fein würzige, buchenholzgeräucherte, knackige und bissfeste Brühwürste der noblen Art. Den Senf weggedacht ein grandioser Partner für den ersten Champagner in der Serie, den Brut Classic.

Champagne Deutz, Brut Classic
Intensives, strahlendes Strohgelb mit schon deutlicher Tendenz zu funkelndem Gold. Hochfeine Perlage, blitzsauber, hefig und vor allem frisch und jugendlich. In der Nase Birne, Quitte und – vor allem im leeren Glas dann – frisch geriebener Jonagold. Außerdem Brioche, Holunderblüte und mit einiger Fantasie auch Marzipan. Am Gaumen trocken, brut eben, frisch, aber gleichzeitig vollmundig und weich. Sicher, ein Aperitif, allerdings ein hedonistisch-üppiger. Einer, der ein richtig opulentes Mahl eröffnet.

Champagne Deutz, Brut Rosé
Das laute Rosa auf Etikett, Flaschenhals und der Schmuckkiste hat nichts, aber auch gar nichts mit dem noblen, dezenten Lachston des Weins zu tun. Zum Glück. Der Wein ist Pinot-dominiert und besticht durch frische, juvenile Feuchtigkeit. Alles da. Cassis, Sauerkirsch, Granatapfel, Himbeere. Am Gaumen dann wieder heftig hefig, jung, charmant und von betörender Frucht. Ein verspielter Rosé, der auch durch Vielfalt und Finesse überzeugt.

Champagne Deutz, Rosé Millésimé 2008
Ein ganz junger Millésimé. Erst vor kurzem dégorgiert und auf den Markt gebracht, präsentiert sich dieser Champagner am Beginn seiner Laufbahn. Demenstprechend jugendlich wirkt er auch. Der Wein ist offensiv, deutlich akzentuierter als der Brut Rosé, aber auch expressiver. Hier zeigt eindeutig der Pinot, wo es langgeht. Fester Gerbstoffgriff, dem Brut Rosé in der Nase nicht ganz unähnlich. Nur eben noch eine Spur ungestümer. Der Pinot Noir für diesen Rosé kommt von den Montagnes de Reims und aus dem Vallée de la Marne. Wird einmal ein grandioser Speisenbegleiter werden.

Champagne Deutz, Blanc de Blanc 2007
Der Blanc de Blanc läutet das Top-Trio des Hauses ein. Es ist auch der erste mit deutlich reifen Noten. Reife Nashi-Birnen, heller Apfel, Blütenhonig, Karamell aber auch die charakteristischen frischen Aromen von Zitrusfrüchten. Am Gaumen dann Apfelringe und Brioche. Ein enorm komplexer Wein, der es irgendwie schafft, trotz des heissen Jahrgangs 2007 (und 2007 war schon verdammt heiss) knackfrisch rüberzukommen. Chardonnay at its best!

Champagne Deutz, Amour de Deutz 2005
Die Farbe deutet schon an, dass es hier um etwas Außergewöhnliches geht. Intensives, strahlendes, helles Goldgelb. In der Nase dann der Paukenschlag. Oder besser die Paukenschläge. Expressiv, wuchtig und zwar Marille, Mirabelle, Röster, Brioche, Quittenmus, Weinbergspfirsich. Dahinter (oder davor) frisch gemähtes Gras, Ananas. Zunge und Gaumen erleben ähnliches: Mineralische Tiefe, Harmonie in Vollendung. Endlose Längen. Zwei Phantasien tauchen auf.Der Bauchnabel der Partnerin (…) und an der Gräte bebratener Steinbutt.

Champagne Deutz, Cuvée Wiliam Deutz 2000
Der dritte im Bunde der Prestigecuvées aus dem Hause Deutz. Farbe und Aromenspektrum sind spektakulär. Ananassirup, Cheesecake Toronto Style, Holunderblüte, Akazienhonig, Mirabelle. Ein wenig Vanille und Kardamom läßt vermuten, dass bei den Grundweinen auch Holz eine Rolle gespielt haben muss. Am Gaumen atemberaubende Komplexität, Reife, Körper und Struktur. Der Wein – geprägt von Pinot  aus den besten Crus von Bouzy, Ambonnay und Verzenay hat Kraft und Länge. Unglaubliche Länge. Das Haus Deutz empfiehlt in zu Klassikern der Haute Cuisine. Foie Gras oder Hummer. Sicher nicht übel. Aber eigentlich viel zu schade. Der Wein schreit förmlich danach, solitaire getrunken zu werden. Großes Kino.

 

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