Pinot Noir – von bis

 

 

 

 

 

Hans Holletz hat wieder einmal die fritz.weinbar bespielt. Diesmal mit Pinots aus der meisten Herren Länder. Frankreich (no na), Österreich, Italien, Deutschland und die Schweiz.

2008 Sancerre AOC / Rouge, Domaine Vacheron, Loire (BIO)
Eine Freude zum Anschauen. Strahlend funkelndes Rubinrot, blank durch die Bank bewegt sich der Wein spielerisch im Glas. Sauber, kühl, gut ausgeprägte Aromen. Eigentlich ein Pinot von der würzigen Sorte. Schwarzer Pfeffer, Wacholderbeeren. Durch seine offene Maischegärung und dem anschließenden Ausbau im (großen) Akazienfass aber auch leicht mollig und rotbeerig. Am Gaumen dann eher enttäuschend. Dropsig, jugendlich und nicht wirklich zugänglich. Also attraktive Aromen, am Gaumen bleiben Fragen offen.

2008 Pinot Noir, Clos Henri, Marlborough
Noch ein Sancerre. Zumindest gehört der Winzer eigentlich dorthin: Henri Bourgeois. Ganz anders, als der Vacheron-Sancerre. Dunkles Rubin, barock-fülliger Eindruck. Mit seiner wuchtigen und rauchigen Stilistik blitzschnell als Neuseeländer erkennbar. Der Wein macht enorm Druck, die Nase ist geprägt von Cassis, Kaffeenoten und deutlichen Röstaromen. Aber auch dieser Wein verliert seine Opulenz am Gaumen und wirkt eher lasch und freudlos. (Für die Freaks & Vignerons unter uns: Geneva Double Curtain – Erziehung, um die Wuchskraft in Zaum zu halten).

2008 Blauburgunder Cécile, Weingut Willy Bründlmayer, Kamptal
Ich muss zugeben, ganz verstehe ich den Hype um die Cécile nicht. Ok, der Wein ist rund, harmonisch, geschmeidig, hat zauberhafte Beerentöne und ist sicher auch als Speisenbegleiter zu allerlei Wildem ein Gewinn. Aber sonst? Es fehlt ihm einfach an Ecken und Kanten, an Länge und Rustikalität. Nicht falsch verstehen – der Wein ist ganz und gar nicht übel. Aber von einem großen Burgunder erwarte ich eindeutig mehr.

2005 Mason (Magnum), Manincor, Südtirol
Das zum Beispiel. Der Mason ist kühl, geradlinig, mineralisch und bis ins letzte Molekül südtirolerisch. Porphyr und Granit nehmen am Gaumen Form an und geben dem Wein Struktur und Länge. Von Manincor gibt es auch noch den Mason di Mason, der von den höher gelegenen Parzellen und den ältesten Rebstöcken gekeltert wird. Dieser Wein ist allerdings meist viel konzentrierter und mächtiger als der Mason. Mehr Trinkspass macht der Mason allemal. Dazu ist der 2005 im Moment von erstaunlich jugendlicher Strahlkraft gesegnet.

2005 Spätburgunder „SD“, Jakob Duijn, Baden
Es bleibt spannend. Duijn ist ja wahrlich kein Unbekannter. Mit Leib und Seele hat er sich dem Pinot verschrieben und ist leidenschaftlicher Biodynamiker. Der SD vom Bühlertaler Engelsfelsen ist – zu Recht – sein Topwein. Der Wein strotzt vor Kraft und steckt die 2 Jahre im Barrique locker weg. Im Moment präsentiert sich der SD erdig, kraftvoll, in hohem Maße mineralisch und tiefgründig. Entwickelt sich mit der Zeit im Glas immer besser. Ganz großes Burgunderkino.

2009 Chevrey-Chambertin AOC, Domaine Sylvie Esmonin, Burgund
So ein wirklicher Geheimtipp ist Sylvie Esmonin nicht mehr. Viel zu viele (gerechtfertigt) gute Bewertungen ihrer Weine schwirren schon durch den Blätterbald. Der 2009er Chevrey-Chambertin (also die ganz „ordinäre“ Gemeindeappallation) macht enorm Spass und kann als Maßstab gelten. Moderne Machart und maskuline Stilistik. Jedenfalls kantiger als die Weine aus dem benachbarten Nuit-St. Georges. Überhaupt ist es das, was diesen Wein ausmacht: Druckvoll, rau und kantig. Ein Wein mit Profil und eine absolute Sensation am Gaumen.

2010 Pinot Noir Barrique, Jenins AOC, Amnatina Pelizzatti, Graubünden
Schweiz und Wein ist so eine Sache. Es gibt verdammt gute Weine. Von den 3 oder 4 Aushängeschildern abgesehen, muss man aber sehr genau suchen. In der Bündner Herrschaft kann man zum Beispiel fündig werden. Das hier ist Pinot nature. Ernten, Pressen, Gären, Klären, Reifen, Abfüllen. What else? Herauskommt ein kristallklarer, sehr sortentypischer Pinot. Präzise und elegant.

2006 Spätburgunder Walporzheimer Gärkammer, Großes Gewächs, Adeneuer, Ahr
Mit knapp 0,7 ha ist die Walporzheimer Gärkammer schon verdammt klein. Bewirtschaftet wird sie ausschließlich von J.J. Adeneuer und was das Weingut daraus macht, ist wahrlich atemberaubend. Viel mineralischer und konzentrierter geht kaum. Das Spektrum ist umfangreich und komplex: Teebaumöl und Eukalyptus, Kumquats und Johannisbeere, Schiefer-Mineralik bis zum Abwinken und eine dichte und fein gewobene Struktur. Was für ein Abschluss!!

Hier der Link zu den Notizen von Angelika Deutsch, die zu meiner Linken verkostet hat.

Für künftige Verkostungen (oder ein Glaserl zwischendurch):

Fritz Wein Café
Unterer Stadtplatz 18
6330 Kufstein
info@fritz-wein-cafe.com

 

 

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