René Gabriels Reifeprüfung
Wenn es ums Alter beim Wein geht, komme ich mit ihr auf keinen grünen Zweig. Jung und knackig muss er sein. Sagt sie. Zumindest der Wein. Denkt sie.
Denke ich. Aber da bin ich hartnäckig. Profil haben nur die Reifen. Das weiss ich!
Also zu den Weinen, den reifen. Del Fabro hat in den Donauturm geladen. Das ist irgendwie passend, hat dieses Bauwerk doch auch schon einige Jahre am Buckel. 14 Weine, moderiert hat René Gabriel. Der mit dem 20 Punkte-Schema. Ich dachte immer, er macht das, um sich von Robert Parker abzuheben. Sie wissen schon, USP und so. Er selbst begründet das viel profaner. „Mit meinem Schema kann ich 5 x soviel trinken, bis ich bei 100 Punkten bin.“
Ich persönlich kann mit den Punktebewertungen überhaupt nichts – naja, fast nichts – anfangen. Konsequenterweise werden bei mir die Weine auch nur beschrieben und eventuell in Bezug zu ihre Flight-Partner gesetzt. Punkte gibt es keine.
Hier ein paar Gedanken und Notizen zu den Weinen (den Weissen, denn die waren viel interessanter als die toten Roten)
Loimer, Riesling Terrassen 2005
Sattes Strohgelb, grünliche Schimmer. Sieht eigentlich noch recht pubertär aus. Riecht schon deutlich reifer, als die Optik vermuten lässt: sauber, ausdrucksstark, viel gelbe Frucht, vor allem Quitte, Steinobst, exotische Noten nach Maracuja und ein bissl Kokos. Am Gaumen trocken, extraktsüss und von erstaunlicher Länge. Braucht nicht notwendigerweise Partner am Teller. Macht als Einzelkämpfer eine Top-Figur. Allerdings bin ich unsicher, wie lange noch.
Bründlmayer, Riesling Heiligenstein 2001
Ein reifes Bürschchen. Hochattraktive Nase. Mandarinenschale, Blütenhonig, Krachmandeln (die waren von Gabriel). Ein Wein, der – obwohl in der Nase um einiges gefälliger, als später am Gaumen, trotzdem noch ein echter Winner. Im Gegensatz zum Loimer braucht dieser Pappenheimer auf jeden Fall ein Gericht, um seine Größe noch einmal zeigen zu können. Im Moment im dritten Frühling, ob er einen vierten noch erlebt, ist ungewiss.
Hardegg, Viognier 1999
Also für die Ewigkeit ist kein Viognier gemacht. Dieser auch nicht. Goldgelb, kräftige Schlieren, leicht oxidativ, mit viel Nachsicht etwas Marillenröster und Quittenmousse. Was in der Nase noch an Charme erahnbar ist, verliert sich am Gaumen gänzlich. Sicher bin ich mir ja nicht, aber sollte der Wein jemals bessere Tage gesehen haben, liegen sie weit zurück. René zitiert britischen Wehmut: We should have met earlier.
Topf, Chardonnay Ried Hasel 1997
An dieser Stelle bitte ich höflich um Entschuldigung für die beiden verwendeten Bilder. Sie gehören NICHT zu dieser Veranstaltung. Zeitlich nicht. Inhaltlich schon. Im Mai 2006 hat Hans Topf zu einer Vertikale der besonderen Art geladen. Hasel weit zurück und aus den ganz großen Flaschen. 1997 war auch dabei. (Die Bilder sind von damals.) Ich werde meine Notizen rauskamen und später hier dazustellen. Heute war der 97er so: Strahlendes Goldgelb, intensiv expressiv, reif. Die wuchtigen Holznoten, die den Wein einst prägten haben sich in markante Vanillin-Töne verwandelt. Allier-Eiche in vollendeter Form. Dazu kommen interessante Rhabarber-Töne und ein immer noch maskuliner, kräftiger Körper. Immer noch ein genialer Wein. Zur absoluten Burgunderspitze fehlt vielleicht ein Tick Mineralik.
Gobelsburg, Grüner Veltliner Ried Lamm 2006, Magnum
Was für ein Wein. Ein Renaissance-Wein, füllig, üppig, lebensfroh. Ein Falstaff-Typ. (Ich rede hier nicht vom Magazin, sondern von seinem Namensgeber). In der Nase öffnet sich ein breites, opulentes Spektrum hochreifer Frucht- und Würznoten. Reife Birnen im Dialog mit weissem Pfeffer, breit angelegte Mineralik, trotz allem recht bodenständig. René meinte, ein „Miss Molly“-Wein. Mir geht bei der Metapher die Ästhetik ab. Wenn schon „Miss irgendwas“, dann reif, schön und begehrenswert. Sie wissen eh, was ich meine.
Nikolaihof, Grüner Veltliner Vinothek 1993
Grandios wie immer. Aber hier schon hinlänglich und vor nicht allzu langer Zeit beschrieben.
Alle Weine erhältlich bei Del Fabro
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